Polonica im Turm am 23.
Juli 2008
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Ausgehend von der Idee der Veranstalterin
Iwona Lompart wollte man „sich einfach treffen vor der Sommerzeit, Gutes
empfehlen und Schlechtes nicht verschweigen.“
Für die
musikalischen Umrahmung sorgte Pawel
Czubatka. Seine Intermezzi mit typisch polnischer Kawiarnia-Musik
begleiteten die frischfröhliche Diskussionsrunde.
1.
Intermezzo: „Polskie drogi“ (aus
einer TV-Serie der 70er Jahren; eine zum Kult gewordene Melodie).
Auf der
Fahrt nach Warszawa (über Berlin) fand im Zug eine Kultur-Managerin zwei
unterschiedliche Hochglanz-Zeitschriften vor: „Kontakty“- Ein Anzeig-czasopismo
der Polonia-Berlin und auf der polnischen Seite „w podrozy“ (mit einer
Lesebeilage von Stasiuk über „Dojczland“ (Ihn haben wir demnächst bei uns im
Turm).
Ein
Buchhalter lobte, dass es in Polen immer
was Neues gibt und sprach begeistert über Architektur in Legnica. Soviel zu der
Aufwärmrunde.
Es folgte eine Werbung für „Ten Inny / Der Andere“ von R. Kapuscinski. Nach Herodot kam die
Feldforschung von B.Malinowski auf
einigen Pazifik-Inseln.
Was wären
wir aber ohne Cyprian Norwid und
seiner Einführung zur Odysse(e)us als Quelle der Gastfreundschaft. Der
Reisende, der Gast oder der Wanderer könnten auch ein Gott sein. R.K. schließt
mit J. Conrad: „Die ganze
Menschheit“ als „Gemeinschaft in Träumen“.
2. Intermezzo: Film-Musik aus „Janosik“ und „Zegarmistrz
swiatla“ von Wozniak.
Ein
Restaurantfachmann (in Ausbildung) berichtete über seine Einkäufe in Bytom,
dass er den Satz „Masz piekne oczy“ gelernt hat und auf die Frage der
Gastgeber, ob er Stefan Müller kenne,
die Antwort gab, ja, letzte Woche hätte er mit ihm im Hotel gegessen. Sein
Vater und Reisebegleiter war beeindruckt vom Theater in Legnica, das gerade ein
Stück vom dem im Westen bereits vergessenen Peter Weiss aufgeführt hatte.
Eine Dame,
vor 30 Jahren Studentin einer Film-Hochschule in Polen, wurde in Warszawa von
einem DVD-Verkäufer darüber aufgeklärt, was einheimische Produktion und was
Hollywood wäre. Dann kaufte sie sich ein dt.-poln. Herbert-Buch und informierte
über einen Wettbewerb in Pola Mokotowskie für einen „Kapuscinski-Weg“. Bei
Durchsicht einer Krakauer Zeitschrift fand sie dort ihren ehemaligen
Kommilitonen Andrzej Baczynski (jetzt: ksiadz) wieder.
3. Intermezzo: „Dwa
serduszka cztery oczy“ (Mazowsie; A.M.Jopek sing es auch.)
Eine
Reisebüro-Kauffrau empfahl natürlich die besten Restaurants in Krakow, ein
Sparkassen-Mitarbeiter machte mit der WEB-Seite des Kultur-Ministeriums
vertraut und ein Alpinist prahlte mit seinem polnischen Bergsteiger-Tagebucht.
Sein Thema: Das eingeschneite Meeresauge hinter Zakopane. Eine ebenfalls
bergsteigende Mutter wollte, dass ihr Sohn auch so ein Tagebuch führen soll.
Bei Thema
Zakopane sprach eine literarische Fachfrau über den Besuch in folgenden
Häusern: Kasprowicz (Museum) Makuszynski
(Museum), Szymanowski (Villa), Witkacy (Villa und Theater), Witkiewicz
(Holzkirche).
Ehrensache
war für die Anwesenden das Muzeum
Powstania Warszawskiego. Ein Mann lobte die „Kalender-Blätter“ des Hauses
und eine Frau die geglückte „Post-Auktion“ für das Museum.
4. Intermezzo: „Juz
nigdy“ (eine Tango-Musik)
Natürlich
ging es nicht ohne Radio Maria-Diskussion (mit 3 Beiträgen). Fast wäre es bei
der Polonia Nürnberg erstmalig zum Streit gekommen! Bis jemand mit dem Hinweis
auf Jozef Tischner kam. Die Stimmung war gerettet.
Weitere
Themen: Johannes Paul II, Chalupy und Hel, die Malerin M. Andrzejewska aus
Poznan, die Kunstkolonie in Suwalky und
der Umbau des Polonia-Kinos zum Janda-Theater.
5. Intermezzo: „Chalupy
welcome to“
Jan Karski (Kozielewski) als Kurier
in geheimer Mission: Jahrgang
1914, war im Juli 1935 (!) in Nürnberg, ist Katyn entkommen, wurde Diplomat,
befürchtete als Mitarbeiter des Generals Sikorski Probleme mit den Polonia-Amerikanern und
hielt 1991 an der Uni Warszawa eine Rede, in der er Paris mit Warszawa verglich. „Die Tschechen wurden 400
Jahre lang von Österreich regiert. In Serbien, Bulgarien und Rumänien
herrschten 450 Jahre lang die Türken. Und doch hat keine dieser Nationen ihre
Identität verloren …“
Am Ende kam
dann doch die Sache mit Ivan Mladek und
der Verkaufsschlager „JOZIN Z BAZIN v Polsce“: Jemand fährt mit Skoda 100 zum
Zelten über Morava zur Orava, irgendwo dort haust im Moor ein Gespenst und
heißt JOZIN usw. Nicht nur ganz Polska (sondern auch die hiesige Polonia) war
von diesem Lied einmalig aus dem Häuschen. Darüber schrieb die Politika Nr. 6,
9 lutego 2008: „Nikt nie jest w stanie sprawdzic, co siedzi w glowach milionow
Polakow, ktorzy posylali sobie link wideoklipu Mladka.“
6. Intermezzo und das Ende der Veranstaltung: „Lato, lato, lato czeka.“
Bücher über
Polen, die aus Zeitmange nicht behandelt werden konnten :
·
Godehard
Schramm: Einladung nach Polen
·
Alphabet
der polnischen Wunder
·
Matthias
Kneip: Polenreise